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Erinnern als Herausforderung - Besuch der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Erinnern als Herausforderung - Besuch der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Flossenbürg - Schrecken, Schnee und Stille

Auch dieses Jahr besuchten die neunten Klassen des Wolfram-von-Eschenbach Gymnasiums, im Zuge des Geschichtsunterrichts, wieder die KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg, einem kleinen Ort in der Oberpfalz mit knapp 1500 Einwohnern. Das Arbeitslager Flossenbürg wurde im Mai 1938 erbaut, um politische Gegner des NS-Regimes zu inhaftieren, um nach Meinung der Nazis „minderwertige“ Menschen für wirtschaftlichen Profit auszunutzen, um Opposition zu unterbinden und um Angst zu schüren. Direkt neben dem damaligen Lager befindet sich ein Granitsteinbruch, der zum täglichen Arbeitsplatz der Häftlinge wurde. Flossenbürg war kein Vernichtungslager wie beispielsweise Ausschwitz in Polen. Die Bedingungen in diesem Lager waren allerdings wie in jedem der insgesamt rund 1000 Arbeitslager im deutschen Reich und allen besetzten Gebieten katastrophal und keinem Menschen würdig - und es wurden auch hier unzählige Menschen ermordet.   
Bei unserer Ankunft begrüßte uns der für Flosssenbürg typische eisige Wind und ein reges Schneetreiben. Zu Beginn unserer Führung besichtigten wir das Gebäude der Wäscherei, das tatsächlich noch ein Original aus dem Jahre 1939 ist. Jedoch befindet sich heute anstelle von dreckiger Kleidung der SS-Wachmannschaften, die dort gewaschen wurde, eine detaillierte Ausstellung rund um das damalige Lager mit vielen originalen Gegenständen, wie beispielsweise Briefen, Häftlingslisten oder Werkzeugen aus dem Steinbruch. 
Danach führte uns unser Weg über den Appellplatz zum „Tal des Todes“, neben dem sich eine weitläufige Grabstätte befindet, in der die Opfer der Todesmärsche, die kurz vor dem Ende des NS-Regimes noch viele Leben kosteten, endlich Frieden finden konnten. Insgesamt wird die Zahl der Opfer, die das Arbeitslager Flossenbürg gefordert hat, auf rund 30.000 geschätzt. Über die vielen Grausamkeiten, die den Inhaftierten hier angetan wurden, wusste wohl keiner von uns wirklich genau Bescheid, da diese aus heutiger Sicht unvorstellbar sind. 
Nach dem Besuch der ehemaligen Unterkünfte aller Häftlinge widmeten wir uns noch einer Ausstellung im Keller der Wäscherei, die sich mit einzelnen Schicksalen befasst und die Geschichten von Menschen erzählt, die ohne für uns nachvollziehbaren Grund aus ihrem Alltagsleben gerissen, verhaftet und im KZ gequält wurden. Und von Menschen, die für Freiheit, Rechte und Gleichberechtigung kämpften, unter ihnen auch Dietrich Bonhoeffer, ein bekannter Theologe, der aktiv gegen den Nationalsozialismus kämpfte und am 9.4.1945 im KZ-Flossenbürg hingerichtet wurde. 
Zum Schluss sahen wir noch einen Film aus der Sicht von Zeitzeugen, welche den Schrecken und dem Terror des Lagers entkamen. Sie haben diese grausamen Erlebnisse überlebt, jedoch werden sie nie wieder die Menschen sein, die sie zuvor einmal waren.
Was uns am meisten schockierte, waren aber die vielen kleinen Grausamkeiten, die gezielt eingesetzt wurden, um die Menschen zu brechen und gegeneinander auszuspielen. So hatten die Häftlinge dort keine Namen mehr, sondern nur Nummern, die die ,,Wertlosigkeit“ des Einzelnen zeigten. Und die Baracken, in denen die Insassen untergebracht waren, waren viel zu klein für die große Anzahl von Gefangenen. Ein Bett und eine warme Decke waren ein wichtiger Schatz, den jeder haben wollte. Also wurde um diese Dinge erbittert gekämpft, und deshalb entstand auch oft eine Feindschaft zwischen den Häftlingen, denn jeder wollte überleben.
Rückblickend können wir sagen, dass der Besuch der Gedenkstätte in Flossenbürg eine wichtige Erfahrung war, denn dadurch, dass wir alle an diesem Ort waren, an dem noch heute eine unangenehme Stille herrscht, kann man sich das ganze Ausmaß der Gräueltaten erst wirklich vorstellen. Über die NS-Zeit aufzuklären und ein Konzentrationslager zu besuchen, ist unserer Meinung nach sehr wichtig, denn nur wenn jeder und jede Einzelne sich über diesen Teil der Vergangenheit im Klaren ist, können wir als Gemeinschaft lernen und es nie wieder so weit kommen lassen.

Milla Beß, Klasse 9b

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